Die Stiftung

Geschichte

Die Geschichte der Stiftung ist untrennbar mit dem Wirken ihrer Gründerin, Mutter Maria Herlinde Moises, verbunden, eine Schwester des Franziskanerordens, die im Jahre 1952 nach Kolumbien kam und sich zeitlebens der Missionsarbeit in ihrer zweiten Heimat – der Gegend rund um die Bucht von Cartagena – widmete. Wie viele andere Erfolgsgeschichten, ist auch die Entstehung der Mutter Herlinde Moises Stiftung einer Kombination von Zufall und dem Willen einer großen Persönlichkeit geschuldet. So ergab es sich, dass Herlinde Moises im Februar 1965, als eine von zwei Schwestern aus der Candelaria-Schule in Cartagena, eigentlich nur ihre sonntägliche Pastoralarbeit im Bezirk von Pasacaballos durchführen sollte. Dieses Fischerdorf – das zwar offiziell noch zur Küstenmetropole gehört, jedoch, mit dem heute schnelleren Bus noch gut eine Fahrtstunde davon entfernt liegt – wurde 1775 als Sammelpunkt für aus Cartagena geflohene Sklaven gegründet und war auch noch Mitte der 1960er Jahre nicht mehr als ein vernachlässigter Außenposten der Stadt. Die beiden Schwestern sollten dort ursprünglich nur die Alphabetisierungs-Aktion der Schule unterstützen, jedoch war die Not der Menschen in diesem Dörfchen Grund genug für Herlinde, ihr Engagement in diesem Weiler weiter zu vertiefen.

Als Folge dieses Entschlusses wurde noch im Mai des Jahres 1965 die Fundación Social Cristiana („Funscri“) in Pasacaballos gegründet, die unter dem Motto „Zu Ehren Gottes und zum Wohle der Menschen“ wichtige Entwicklungsarbeit in der Region leistete. Konkret richtete sich die Arbeit nicht nur an die Menschen in Pasacaballos, sondern auch an die Bewohner der umliegenden Dörfer Ararca, Leticia, Recreo, Bocacerrada, Puerto Badel, Rocha, Lomas de Matunilla, Turbana und Cañaveral – allesamt von der Entwicklung abgekoppelte Gemeinden, welche sich rund um den Dique-Kanal in der Bucht von Cartagena befanden und deren afroamerikanische Bevölkerung sich mit klassischer Landwirtschaft, Fischfang, oder kleineren Arbeiten in der Tourismusindustrie ihren Lebensunterhalt verdienten.

Ein Jahr nach der Gründung, im Jänner 1966, gab dann auch die Führung der Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf die offizielle Erlaubnis einer Niederlassung dreier Ordensschwestern in Pasacaballos. So kam es, dass neben unserer Mutter Herlinde noch zwei weitere Missionarinnen, nämlich Adelina Lodzig und Fides Winsauer, mit dem Segen ihres Ordens vor Ort tätig werden konnten. Von diesen Moment an intensivierten sich noch einmal die Bemühungen, die Defizite in der Entwicklung der Gemeinden aufzuholen.

Um Ihnen einen besseren Überblick über diese nun mehr als 50 Jahre andauernde Erfolgsgeschichte zu geben, haben wir hier die wichtigsten Ereignisse der Stiftung noch einmal zusammengefasst:

1960er

1967

Neben der Bildungsarbeit ist die Verbesserung der medizinischen Versorgung ein wichtiges Kernanliegen der Christlich Sozialen Stiftung, weshalb ihr Team 1967 auch um zwei freiwillige Krankenschwestern aus Österreich (Agathe Nussbaum und Hermina Zopf) erweitert wird. Zwar gibt es schon immer internationale und einheimische Freiwillige, welche die Missionsarbeit unterstützen, aber in gewisser Weise sind diese beiden Frauen die ersten offiziellen Freiwilligen der Stiftung.

Weiters ist zu erwähnen, dass die Fortbewegung der Missionierenden durch die Schenkung eines Land Rovers und eines kleinen Motorbootes durch MIVA Österreich (Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft) erheblich erleichtert wird.

1968

Der Einsatz von Mutter Herlinde wird von der Regierung der Provinz Bolívar entsprechend gewürdigt, als man sie zur Koordinatorin und Schulrätin für die Dörfer der Bucht ernannt. Auf diese Weise ist es ihr möglich, ihren missionarischen Einsatz mit den Anstrengungen der Regierung zu verbinden.

1970er

1971

Das Dorf Puerto Badel muss umgesiedelt werden, wobei sich die Suche nach neuen bebau- und bestellbaren Flächen als äußerst schwierige Angelegenheit entpuppt. Das Missionsteam erreicht zusammen mit der Dorfgemeinschaft den Erhalt von insgesamt 714 Hektar Land.

1976

Der Einsatz des Missionsteams für die Anliegen der armen Landbevölkerung führt den Polizeiapparat zur Annahme, dass die Glaubensboten, die unter großen Mühen wichtige Entwicklungsarbeit leisten, mit diversen subversiven Gruppierungen zusammenarbeiten. Aus diesem Grund stürmen Ende Oktober 1976 über 100 Männer der Marineinfantarie von Cartagena die Kirche von Pasacaballos und die Büros der Missionierenden, in der Hoffnung, dort auf versteckte Waffen der militanten Gruppierungen zu stoßen. Nach einer äußerst turbulenten und rüden Durchsuchung, wobei natürlich keine einzige Waffe gefunden wurde, werden Mutter Herlinde, Pfarrer Rafael Geney, sowie ein Bauer namens Felipe von den Militärs mitgenommen und ins Gefängnis gesteckt.

1977

Im März des Jahres 1977 endet schlussendlich das Martyrium der Gefangenen und sie können, unter Auflagen, wieder an ihre Wirkungsstätte zurückkehren. Abgesehen von dieser guten Nachricht, wird das Jahr auch als jenes des Umweltskandals rund um die Quecksilberverseuchung der Bucht von Cartagena in Erinnerung bleiben. Viele Fabriken in der Gegend leiten kontaminiertes Wasser ungefiltert in die Bucht, was dazu führt, dass den vielen Fischern in den umliegenden Dörfern die Lebensgrundlage entzogen wird, da sie nicht mehr in der Bucht fischen können, bzw. niemand mehr Fisch kaufen will. Als Umweltaktivist der ersten Stunde ergreift die Stiftung von Anfang an Partei für die Fischer und kämpft mit ihnen für eine stärkere Kontrolle der Industriebetriebe.

1979

Mutter Herlinde wird im August 1979 von ihrer Glaubensgemeinschaft vor die Wahl gestellt: Will sie weiterhin Teil des Missionsteams in der Bucht sein, oder will sie lieber ein Mitglied der Religionsgemeinschaft sein? Schweren Herzens entscheidet sie sich schlussendlich für das Missionsteam.

Im Februar desselben Jahres wird das Kulturzentrum der Stiftung, die Biblioteca Pública Monseñor Rubén Isaza Restrepo, eröffnet.

1980er

1982 

Mutter Herlinde erhält am 8. Oktober 1982 den Bischof-Romero-Preis, der ihr von der Katholischen Männerbewegung Österreich für ihren Einsatz und Kampf für die Armen überreicht wird. Um den Preis persönlich entgegenzunehmen, reist sie mit ihrem langjährigen Wegbegleiter Segismundo Acosta, Spitzname „Segito“, nach Salzburg. Auf dem Rückweg nach Kolumbien gibt es allerdings eine böse Überraschung für Herlinde: Die kolumbianischen Behörden verweigern ihr die Einreise, was bedeutete, dass das Missionsteam von nun an ohne sie auskommen muss. Pfarrer Luis Fernando Velásquez, die Freiwilligen Markus Buchal und Reinhold Oster und treue Mitarbeitende wie Señora Emilia leiten daraufhin die Geschicke der Stiftung.

1983

Nach Aufenthalten in Madrid und Riobamba (Ecuador) kann Herlinde am 23. November 1983, über ein Jahr nach der gescheiterten Einreise, wieder nach Kolumbien zurückkehren.

1986

Das Schulgebäude in Ararca wird durch die Kirchengemeinschaft von Pasacaballos ausgebaut.

1988

Der 20. Jänner 1988 ist unbestreitbar ein wichtiges Datum in der Geschichte der Stiftung, ist es doch jener Tag, an dem ein lang ersehnter Wunsch der Missionarinnen in Erfüllung geht: die Eröffnung eines medizinischen Stützpunktes (Centro Médico), der rund um die Uhr für die Bevölkerung da sein soll. Diese Einrichtung, die sich über die Jahre hinweg zu einem wichtigen Eckpfeiler der Stiftung entwickeln wird, wird nach dem ehemaligen Erzbischof von Cartagena und wichtigen Unterstützer Herlindes benannt: Monseñor Rubén Isaza Restrepo.

1990er

1991

In diesem Jahr gelingt es der Stiftung, zusammen mit den padres consolatos und der Hilfe der Gemeinschaft, die Unterstützung der Firmen „Ecopetrol“, „Colclinker“, „DRI“, „Petroquímica“, „camaronera Langostinos de Colombia“ und „Agua Marina“ zu gewinnen und ein kleines Aquädukt für die Gemeinden Ararca und Santa Ana zu errichten, das ab 1992 die beiden Dörfer mit sauberen Trinkwasser versorgen wird.

1993

Neben dem fünfjährigen Bestehen des Centro Médicos gibt es noch einen weiteren Grund zu feiern, denn das Missionsteam wird am Internationalen Frauentag 1993 von der Regierung der Provinz Bolívar für seine Arbeit zum Wohle der Gemeinschaft mit einer Auszeichnung geehrt.

1994

Die Stiftung erhält eine Auszeichnung der österreichischen Bundesregierung für den fortdauernden Einsatz für die Armen.

1998

Im September 1998 veröffentlicht das Missionarsteam der Bucht das Buch „Contra viento y marea“. Dieses Werk enthält die Ergebnisse einer Untersuchung über die Anfänge und die Schwierigkeiten in der von den Schwestern evangelisierten Dörfern.

2000er

2001

In diesem Jahr wird das Centro Médico um eine Apotheke erweitert. Diese Einrichtung legt besonderes Augenmerk darauf, seine Dienste so kostengünstig wie möglich anzubieten, sodass die Preise für die Bevölkerung erschwinglich sind.

2002

Die Social Christiana Stiftung erhält einer Auszeichnung vom Präsidialamt der Republik Kolumbien für 37 Jahre im Dienste der Friedensförderung.

2006

Der 20. November 2006 ist der Todestag von Mutter Maria Herlinde Moises. Obwohl die Diagnose ihrer schweren Krankheit uns in gewisser Weise schon mit dem Gedanken ihres Ablebens vertraut machte, so ist ihr Tod doch für viele ein Schock.

2007

Ein bedeutender Meilenstein der Stiftung ist die Gründung der Mutter Herlinde Moises Schule, welche 2007 im Viertel Jorge Elicier Gaitan ihre Tore öffnet. Ab dem Bestehen dieser Einrichtung werden dort viele Kinder ein solide Grundausbildung erhalten.

2009

Im April 2009 kauft die Stiftung ein Grundstück auf der Halbinsel Barú – das „Lote“

2010er

2017

Im November 2017 blicken wir, im Rahmen einer kleinen Feier, voller Freude auf das zehnjährige Bestehen der Mutter Herlinde Moises Schule zurück.

2018

Am 18. Februar 2018 ist es schließlich soweit: Die Bauarbeiten an unserem Pavillon (Kiosko) auf der Halbinsel Barú ist abgeschlossen und auch die neu errichtete Infrastruktur zur Pflanzenaufzucht ist weitestgehend einsatzfähig. Diesen Umstand nutzen wir sogleich und machen die Einweihung des Kioskos gleichzeitig zur Eröffnungsfeier unseres neuen Öko-Projekts „El Oasis de Jacquin“. Zusammen mit unseren Unterstützern, dem Club 0,7%, vertreten durch die österreichische Botschafterin Marianne Feldmann und dem Botanische Garten von Turbaco (Fundación Jardín Botánico Guillermos Piñeres), vertreten durch Prof. Santiago Madriñan, stoßen wir auf eine ökologischere Zukunft in der Region rund um den Dique-Kanal an.

 

Da in den letzten Jahren große Fortschritte bei der Lösung des bewaffneten Konflikt in Kolumbien erzielt wurden, arbeiten wir heutzutage verstärkt daran, den kolumbianischen Friedensprozess zu unterstützen. Unser Beitrag, den langersehnten Frieden in dieses Land zu bringen, besteht u.a. darin, den Opfern dieses Konflikts verschiedene Hilfestellungen anzubieten (rechtlich, medizinisch), sowie gleichzeitig mit der Bevölkerung aktiv an Projekten der Gewaltprävention und der Schaffung einer Kultur des Miteinanders zu arbeiten. Pastorale Arbeit ist hierbei von großer Bedeutung, da sie ein gutes Mittel ist, die Kolumbianer zu erreichen und in den Friedensprozess miteinzubeziehen.

Auszeichnungen

Während der jahrzehntelangen Arbeit in Kolumbien erhielten Mutter Herlinde Moises und die Mutter Herlinde Moises Stiftung allerhand Auszeichnungen von verschiedenen kolumbianischen und internationalen Institutionen:

  • Premio Monseñor Romero por la lucha y dedicación a los Pobres. Organización Hombres Católicos de Austria. 1982.
  • Reconocimiento a la labor desarrollada en beneficio de la comunidad Bolivarense. Gobernación de Bolívar en el Día Internacional de la Mujer. 1993.
  • Reconocimiento por su perseverancia en la lucha por los pobres. Gobierno de Austria. 1994.
  • Mención de Honor y segundo lugar Mujer Cafam de Colombia. Séptimo premio Cafam a la mujer en Colombia. Comfenalco de Bolívar. 1995.
  • Maestra de Maestros. Alcaldía Distrital de Cartagena. 1996.
  • Reconocimiento por su perseverancia en el trabajo Misionero y especialmente por los pobres. Arquidiócesis de Salzburgo-Austria. 1998.
  • Reconocimiento en sus 36 años de labor cultural en los pueblos de la Bahía y el Canal del Dique. Alcaldía Mayor de Cartagena de Indias y el Instituto Distrital de Cultura de Cartagena. 2001.
  • Reconocimiento a la Fundación Social Cristiana por sus 37 años al servicio de la promoción de la paz. Presidencia de la República de Colombia. 2002.
  • Orden Civil al Mérito “Patrimonio Histórico y Cultural de la Humanidad en el grado de Gran Oficial”. Concejo Distrital de Cartagena. 2005.

  • Honor al Mérito a la Fundación Social Cristiana en sus cuarenta años de servicio a los más necesitados. CEDAL. 2005.

  • Mención de Honor a la Hermana Herlinda Moises por su entrega incondicional durante 40 años a la promoción de las comunidades pobres de Pasacaballos, cariñosa gratitud y reconocimiento.

    Hermanas Franciscanas Misioneras de María Auxiliadora. 2005.

  • Cruz Monseñor Eugenio Biffi. Comisión Arquidiocesana de Pastoral. 2006.

  • Mención de Honor por Compriso y Cumplimiento en el manejo del programa Asistencia Nutricional al Escolar y Adolescente en la modalidad Almuerzo. Ministerio de la Protección Social, 2007.

  • Medalla del Bicentenario de la Independencia de Cartagena de Indias 1811-2011 a la Madre Herlinda Moises. Alcadesa Mayor de Cartagena de Indias, 2011

Darüber hinaus war die Stiftung auch ausschlaggebend für die Gründung der folgenden Organisationen:

  • Asociación de Mujeres Unidas de Pasacaballos – AMUPAC.
  • Asociación de Mujeres Para el Desarrollo Integral Comunitario de Puerto Badel – AMUDIC.
  • Asociación de Mujeres para el Progreso del Corregimiento de Rocha – AMPRO.
  • Asociación Para el Futuro de Cañaveral – AFUCAÑA.
  • Asociación para el Desarrollo Comunitario de Turbana – ASODECOT.
  • Asociación Agropecuaria Sostenible del Corregimiento de Pasacaballos – AGROCOP.